Ich war gestern seit langem mal wieder im Hamburger Bahnhof. Auf der Suche nach einem Verständnis für Lilith bin ich verabredet, um mir ein Werk von Anselm Kiefer (= "Lilith") anzusehen. Ich konnte mich von vormaligen Besuchen nur noch an ein ungutes Gefühl erinnern, das ich mit diesem Objekt verband. Jetzt war es greifend, mulmig, gruselig.
Kiefer stellt uns vor eine große Tafel aus Bleiwogen, beschmuddelten Kleidchen, grau-brauner Farbe und wenig Horizont. Assoziatinen zu Kriegsfeldern, Ausschwitzkoffern, Verderben, Tod. (A prosops Blei: Er hat einen Steinbock-Mond). Kann man lieder nicht so gut erkennen, Doppelklick vergrößert zumindest.

Ist das Lilith? Verderben bringend. Wenn Kindchen, dann Dämonenkindchen ohne Körper? Ohne Leben, ohne Farbe, ohne Sonne??
Irgendwie bin ich ja schon foh, dass sich jemand der Aufgabe annimmt und versucht, die Schrecklichkeiten der 30er und 40er Jahre zu verarbeiten. Er nimmt den Mythos der Lilith, um das Grausame sichtbar zu machen.
Aber ist das Lilith? Astronomisch ist es doch ein gerechneter Punkt, der sich aus der Bahn von Erde und Mond ergibt. Manche reden von der schwarzen Mondin, aber warum denn das, wenn es doch quasi eher der Spiegelpunkt zur Erde ist? Es wäre doch dann eher die schwarze Erde. Ich verstehe das nicht. Seit wann gibt es denn eigentlich Deutungen zur Liltih?
Fragen über Fragen.