Montag, 23. August 2010

Cajun aus Harlem: Willy DeVille

Er hätte jetzt seinen sechzigsten Geburtstag gefeiert: Willy DeVille, der Südstaaten-Gentleman aus Harlem. Geboren wurde er als William Borsey am 25.8.1950 in Stamford, Conneticut. In New York hat er dann die Musik der Puertoricaner aufgesogen. Statt dem Punk der 70er Jahre zu folgen, spielte er mit seiner Band "Mink DeVille" eine seltsame, verführerische Melange aus Blues und Soul, Rock und Latin. Der Musikexpress kommentierte: „Willy ist der Prototyp eines Rock’n’Roll-Menschen. Seine Stimme ist rau, trocken, aufregend und dreckig, und in ihr schwingt die sinnliche Anmache, die uns Hörer zittern lässt“.

Aber seine Karriere blieb immer irgendwie stecken, den richtigen Platz hat er nie gefunden. Er wird als ein Getriebener beschrieben, der ewige Geheimtipp. Das Debutalbum Ende der 70er wird vom Rolling Stone als Best of the Year gelistet, dann ist er wieder vergessen. Schlechte Berater, unpassende Verträge, Drogen. Letzlich war es vor allem das europäische Publikum, das ihm die Treue hielt. Unvergessen: Das übervolle Herz, Demasiado Corazon.



Willy DeVilles Erscheinung ist sicherlich nicht typisch jungfräulich: Schulterlange Haare, Menjou-Bärtchen, Goldzahn, Hemd offen bis zum Bauchnabel -- Dandy oder eher noch die Variante (Möchtegern)-Zuhälter auf Dauer-Dope, etwas kaputt, Zigarette auf der Bühne. Die Kombi von Pluto-Venus aus dem Löwen sitzt der eher angepaßten Jungfrau-Sonne ständig im Nacken, wird dadurch umso sichtbarer. Alles bekommt eine Prise des Tabuisierten, Verbotenen, Erotisierendem - seine erste Band nannte er "Billy De Sade & The Marquis", auch schön plutonisch. Am Ende nimmt man vor allem dies an ihm wahr.

Ein großes Wassertrigon (Uranus-Mars-Jupiter) füttert ihn mit sehr viel Gefühl, Tiefe und Leidenschaften, jemand nannte ihn den Schmerzensmann. Seine Stimme trägt dies Volumen nach außen, nimmt einen mit. Jupiter in den Fischen opponiert zudem die Sonne: Das Sehnen und Suchen bleibt ewiglich. Die Hoffnung auf Erfüllung und Erlösung ist immer an der Stelle, an der man nicht ist. Und dazu ein sich selbst entfremdeter Mond in Wassermann. Keine Mischung für ein zufriedenes Vorstadt-Leben.



Irgendwo scheint er dann aber doch angekommen zu sein, hier moch ein ganz leiser Moment unplugged aus den Berliner Konzerten von 2002. Mir geht das richtig unter die Haut, schade, das live verpasst zu haben. Willy DeVille ist vor einem Jahr am 6.8.2009 an Krebs gestorben.

Nachtrag: Es gab früher noch andere Angaben zum Geburtstermin (z.B. 27.8.1953), aber die hier besprochene Variante scheint gesichert. Und hier noch etwas mehr von seiner Musik.

4 Kommentare:

claudsi hat gesagt…

wiedermal ein spannender unbekannter für mich, den du hier präsentierst. danke dafür!

und das neue layout ist auch ganz schön chic! sehr uranisch!

doris hat gesagt…

:-) danke

Schwech/Pefel hat gesagt…

Liebe Stammtischlerinnen - auch in meiner Astro-Teestunde ist ein Artikel über Willy de Ville zu finden (geschrieben vor einem Jahr, anlässlich seines Todes):

http://astro-teestunde.blogspot.com/search/label/Willy%20de%20Ville

Ich hatte übrigens dasselbe Video am Ende ausgesucht - macht einen ja irgendwie sprachlos.
Grüße von Nicola

doris hat gesagt…

Hallo liebe Nicola,
habe Deinen Eintrag später dann (wieder-)entdeckt, als ich nochmal versuchte, die Geburtszeit zu finden. Ich hatte das damals gelesen und mich sehr gefreut, dass er Dir auch so gut gefallen hat. In der Zwischenzeit hatte ich das ann aber wieder vergessen.
Schon stark, dass wir beide dieses Lied ausgesucht haben. Ist aber irgendwie auch der absolute Hammer, klicke das grade immer wieder an. :-)

Schön, dass Du hier mitliest. Freut mich sehr. Ich grüße Dich herzlich. Doris