Butoh ist wohl erstmal etwas gewöhnungsbedürftig. Ich fand es sehr schön, dass Doris Dörrie diesem Tanz in ihrem Film "Hanami-Kirschblüten" Raum gegeben hat. Eine Annäherung, soweit dies dem Europäer an sich überhaupt möglich ist. Butoh bedeutet Schritt im Dunkeln. In einem Nachruf auf Ohno heißt es, "der Tanz der Dunkelheit betrachtet das Leben aus der Perspektive des Todes. Wild, düster, schmerzhaft. Doch Ohno rang diesem menschlichen Drama auch immer wieder ein wildes Lachen ab".
Der Blick auf den Schatten oder aus dem Schatten heraus ist eine sehr japanische Philosophie, die über eine reine Ästhetiklehre hinaus geht. In den 30er Jahren erschien ein kleines Buch mit dem Titel "Lob des Schattens", in dem der Autor die Notwendigkeit des Dunklen erläutert. Erst durch die raue, dunkle Oberfläche der Wand, kann der Raum seine warme tiefe Wirkung entfalten; erst im gemeinsamen Klang mit dem tief roten Lack der Schale, wird die dunkle Miso-Suppe zur komplexen sinnlichen Erfahrung. Ohne Schwarz kein Weiß. Dies ging in der japanischen Tradition soweit, dass sich bis in späte 19. Jahrhundert Damen die Zähne schwarz färbten, um den zarten Teint der mondigen Gesichter zu betonen.
Ohno Kozuo ist erst spät (oberhalb der 40) zum Tanz gekommen, dafür hatte er nach hinten die Zeit sehr ausdauernd genutzt: Er ist jetzt im Juni im stolzen Alter von 103 gestorben. Neben seinen japanischen Wurzeln ist seine Tanzkunst im europäoischen Ausdruckstanz (Mary Wigman, Harald Kreutzberg) begründet.

Ohno Kozuo hat übrigens den Übergang des Uranus nach Widder zum Anlaß genommen, sich in die Anderswelt zu begeben. Neuland eben.
1 Kommentar:
Super Text. Den Butoh Tanz habe ich erst in dem Film von Doris Dörrie kennengelernt und fand ihn wunderschön. Vielleicht war es auch Hannelore Elsner, die mich mit ihrer Rolle und Darstellung gerührt hat. Mir liefen jedenfalls die Tränen über die Wangen. Toll, dass Du die Daten zu seinem Horoskop gefunden hast !! Und zu diesem Youtube Video!!
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