Samstag, 23. Oktober 2010

Kraniche und Reiher

Die Reiher sind da, in natura natürlich nicht gar so buntig wie auf diesem alten Bild von mir (jaha, selbstgemalt). Vor allem sind aber die Kraniche da!! Derzeit fressen sich circa 60.000 Kraniche auf íhrem Weg in die Winterquartiere nochmal richtig satt. Sechzigtausend!! Die Schwärme rasten nordwestlich von Berlin im Linumer Luch, dem größten Sammelgebiet in Europa; Linum ist ansonsten bekannt für seine vielen Storchenpaare.

Absolut großartig ist es, den Einflug der Tiere in die Vorsammelwiesen und Nachtquartiere zu beobachen. Zur Dämmerung fliegen sie zu Hunderten im typischen Formationsflug über die Wiesen und lassen sich mit lauten Rufen nieder. Kann man auch mit Backgroundinfos der Profis vom Nabu erleben. (Außerdem gibt´s ein kleines Museum mit allerlei Drumherum, die Fischerhütte mit lecker Essen und einen Kürbishof mit ganz vielen runden Früchten.)

Wir hatten das absolute Glück, dies vor der Kulisse des aufsteigenden Fast-Vollmonds zu erleben. Dazu eine rot glühende Abendsonne über dem Dorf, absolute klare Luft, weiter Blick und in einiger Entfernung auf den Wiesen Tier an Tier. Spektakulär. Achja, und neun Silberreiher haben da auch noch rumgestanden, das ist wohl sehr ungewöhnlich. Derzeit ist der Höhepunkt der Rasttätigkeit, spätestens im November sind alle wieder auf der Reise.

Montag, 18. Oktober 2010

Mal wieder ein Drache

Ja, diese Berühmten haben offenbar gerne Drachenfiguren im Horoskop. Hier habe ich einen Drachen mit Uranus im Fokus: Es ist Ohno Kazuo - einer der Begründer des japanischen Butoh-Tanzes (*25.10.1903, Hakodate, Japan / +1.6.2010).



Butoh ist wohl erstmal etwas gewöhnungsbedürftig. Ich fand es sehr schön, dass Doris Dörrie diesem Tanz in ihrem Film "Hanami-Kirschblüten" Raum gegeben hat. Eine Annäherung, soweit dies dem Europäer an sich überhaupt möglich ist. Butoh bedeutet Schritt im Dunkeln. In einem Nachruf auf Ohno heißt es, "der Tanz der Dunkelheit betrachtet das Leben aus der Perspektive des Todes. Wild, düster, schmerzhaft. Doch Ohno rang diesem menschlichen Drama auch immer wieder ein wildes Lachen ab".

Der Blick auf den Schatten oder aus dem Schatten heraus ist eine sehr japanische Philosophie, die über eine reine Ästhetiklehre hinaus geht. In den 30er Jahren erschien ein kleines Buch mit dem Titel "Lob des Schattens", in dem der Autor die Notwendigkeit des Dunklen erläutert. Erst durch die raue, dunkle Oberfläche der Wand, kann der Raum seine warme tiefe Wirkung entfalten; erst im gemeinsamen Klang mit dem tief roten Lack der Schale, wird die dunkle Miso-Suppe zur komplexen sinnlichen Erfahrung. Ohne Schwarz kein Weiß. Dies ging in der japanischen Tradition soweit, dass sich bis in späte 19. Jahrhundert Damen die Zähne schwarz färbten, um den zarten Teint der mondigen Gesichter zu betonen.

Ohno Kozuo ist erst spät (oberhalb der 40) zum Tanz gekommen, dafür hatte er nach hinten die Zeit sehr ausdauernd genutzt: Er ist jetzt im Juni im stolzen Alter von 103 gestorben. Neben seinen japanischen Wurzeln ist seine Tanzkunst im europäoischen Ausdruckstanz (Mary Wigman, Harald Kreutzberg) begründet.

Ohnos Horoskop zeigt ein großes Wasser-Trigon zwischen Sonne - Jupiter/Neptun - Mond/Saturn. Viel Emotion, viel Tiefe. Und diese Tiefe findet ihren Ausdruck in einer komplett ungewohnten, exzentrischen, aber auf das Essentielle reduzierten Form: Uranus in Steinbock. Eine größtmögliche Öffnung zum Innerseelischen (Jup/Neptun in Krebs) wird durch das Trigon zum Fische-Saturn auf gute Weise gehalten, die Neigung zur Implosion der Skorpi-Sonne findet ein Gegengewicht in dem nach (ungewöhnlicher) Form strebenden Steinbock-Uranus. Das Sperrige seines Ausdrucks findet sicher auch im Quadrat zwischen Saturn und Venus eine Entsprechung. Doch im Gesamtblick schwebt etwas sehr Zartes, Neptunisch-Jenseitiges mit in seinen Bewegungen ... ohne dass er sich darin verliert, auch dies Dank des fischigen Saturn.

Ohno Kozuo hat übrigens den Übergang des Uranus nach Widder zum Anlaß genommen, sich in die Anderswelt zu begeben. Neuland eben.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Wieder Licht

So, nach dem so arg sonnigen Sommer hat mich der Herbstanfang doch etwas mürbe gemacht, weher Zahn und viel Arbeit taten dann das ihrige dazu ... es herrschte hier leichte Ebbe. Nun ist aber das verdunkelnde Gerüst vor meinem Haus wieder abgebaut, die Bäumen lichten oder entfärben sich ... ich erlebe das als eine große Erleichte- und Erlichtung. Hier mal ein schöner Sonnentanz zur Freude des Tages. Die Tänzer sind übrigens alle taub - kaum zu glauben. Am Rand stehen zwei Damen in Weiß und dirigieren, ab und an sieht man sie. Dasselbe Video gibt es auch mit dem klingeligen etwas kitschigen (?) Originalton.